1
Okt
2011

es war anfang der woche am frühen morgen

die sonne schien, ich kam mit meinem enkelchen zu hause an. das auto vollgepackt mit allerhand sachen und in gedanken schon beim gemütlichen frühstück und dem tag, gemeinsam mit ihr.

beim kofferraum ausräumen stand unerwartet mein nachbar neben mir. ein älterer mann, ende siebzig, nicht mehr ganz rüstig.
über vier jahre kennt man sich vom hallo-sagen, manchmal nimmt er die post für mich entgegen oder wir wechseln ein paar worte, nebenbei im treppenhaus.

und nun erzählt er - mir läuft beim schreiben wieder die gänsehaut über den rücken - er werde bald ins altersheim gehen. eben noch in den kofferraum gebückt, halte ich inne...schaue ihn an. sein gesicht, gezeichnet vom leben, faltig. die augen traurig und irgendwo in die ferne gerichtet.
meine weintrauben, die sich im kofferraum verteilt hatten, sind mehr als unwichtig geworden. ich sehe ihn an und suche nach worten, passenden.
er erzählt, er sei mehrmals gefallen und sein arzt hat ihm zu diesem schritt geraten und sicher ist es so das beste für ihn...
diese sätze klingen mechanisch, auswendig gelernt und in seinen gedanken sind ganz andere dinge, unausgesprochene...er wohnt seit zwanzig jahren hier und der kontakt zu seinem einzigen sohn besteht schon seit einiger zeit nicht mehr…

er schaut mich an, erwartungsvoll wie mir scheint doch gleichzeitig so ohne hoffnung. ich antworte ihm, weil er auf eine reaktion wartet… mir fällt in diesem moment nichts wirklich tröstendes ein. ich glaube, ich habe kläglich versagt.
Elisabetta1 - 1. Okt, 23:52

Erst Mal ein fröhliches Hallo!

Bei Datja las ich einen Kommentar von Dir und weiß somit, daß Du wieder zurück bist in "unserer" Blogger_Welt.
Freu mich sehr, denn Dein Schweigen war sehr bedrückend und ließ nicht nur positive Schlüsse zu. Aber, alles vergessen. Es geht Dir gut und Du bist umgezogen - konnte ich nachlesen!

Zu diesem alten Mann kann ich nur sagen, daß es ein trauriges Kapitel ist, alt zu werden. Erst gestern fand ich in meiner Tageszeitung eine Reklame eines Altersheimes vor. "Haus der Begegnungen" nennt sich diese Einrichtung und allein die Bilder waren schon abschreckend. Scheinbar fröhliche, alte Menschen zu Statisten degradiert, (könnte schon sein, daß der eine oder andere wirklich fröhlich war) sah man Kartenspielen, miteinander Diskutieren, Basteln usw. usw. Auf Grund eigener Erfahrungen aber weiß ich, (Freundinnen meiner Mutter und meine Schwiegermütter waren in Altenheimen) daß diese Menschen (es ist natürlich altersabhängig) in vielen Fällen, nicht miteinander sprechen und den ganzen lieben Tag nur vor sich hindösen. Bedrückend.
Der positive Effekt: wenn Dein Nachbar (erst) Ende 70 ist und kaum Ansprechpartner hat *könnte* er in so einem Heim vielleicht noch den einen oder anderen Anschluß finden.
Manche Mitteilungen, die man bekommt, machen einen erst einmal sprachlos - vielleicht triffst Du ihn wieder - um ihm ein bißchen Mut zuzusprechen.
Liebe Grüße Elisabetta

bonanzaMARGOT - 2. Okt, 14:55

als altenpfleger versuche ich den alten die angst vorm altenheim zu nehmen. denn irgendwann kommt der tag, wo es wirklich für sie "das beste" ist, wenn eine pflege zuhause nicht möglich ist.
es ist immer schwierig, einen alten baum noch mal zu verpflanzen. und der weg ins altenheim ist mit vielen einschnitten verbunden. doch kann man es sich dort auch - wenn auch in bescheidenem maße - schön einrichten. und viele alte, die zuhause vereinsamen würden, bekommen in einer pflegeeinrichtung nochmal kontakt und haben auch je nach güte des altenheims einige beschäftigungsangebote.
es ist wichtig, dass man sich rechtzeitig darüber gedanken macht, um sich das ein odere andere heim im vorfeld anzuschauen. inzwischen gibt es zu den heimen auch bewertungen. denn es gibt da schon unterschiede in der qualität der pflege und betreuung und in der menschlichen atmosphäre, sowieso was lage, zimmer etc. angeht.

aber erstmal ist es für den alten ein schwerer weg, fata morgana. und manche schaffen es nicht und zerbrechen.
man kann nur die positiven dinge ansprechen ..., mehr trost gibt`s nicht.

Luna in flagranti - 18. Feb, 12:07

du sprichst mir aus der seele boma

... und ich habe mir meinen traum erfüllt! bin jetzt pflegedienstleiterin, habe den ambulanten dienst in unserem betreuten wohnen zum leben erweckt .... seit knapp zwei jahren keine ernsthaften erkrankungen, keine folgeträchtigen stürze ... die kleine bande (22 bewohner) bezeichnet sich als "großfamilie" ... muß ich noch mehr schwärmen???? ich liebe diese arbeit, konnte meine mitarbeiterinnen mit diesem virus infizieren und trotz der vielen arbeit falle ich jeden abend voller glück und stolz ins bettchen...
zu den bewertungen kann ich nur sagen ... papierrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr, wichtiger ist es, sich vor ort ein bild zu machen. deshalb schicke ich potentielle interessenten immer noch einmal weg, sich andere heime anzusehen, sage ihnen, worauf sie zu achten haben ... bisher sind alle wieder zu mir zurückgekommen und die warteliste ist schon soooooooooooooooo lang ....
lg von der luna
bonanzaMARGOT - 18. Feb, 13:34

Luna, das klingt super! Toll - wenn es im Team klappt, und man erfüllt in den Feierabend gehen kann.
Wenn ich die Schnauze vom Nachtdienst voll habe, steige ich bei euch ein!
lyrik undercover - 18. Feb, 13:42

boma, wenn es dann soweit ist und ich mein team erweitern kann ... dich würde ich mit verbundenen augen nehmen ... und wehe du sträubst dich *lach*
(aber ich hätte auch jetzt schon ein plätzchen für dich ... meine heimleiterin und ich, wir kommen aus demselben stall (you know))
bonanzaMARGOT - 18. Feb, 13:49

Aus demselben Stall wie ich?
Was ich sowieso fragen wollte: wo ist euer Standort?

Das ehrt mich sehr! Und ich würde dich nicht enttäuschen wollen.
lyrik undercover - 18. Feb, 14:02

derselbe stall = meine heimleiterin und ich, wir waren schon auf unserer letzten arbeitsstelle kolleginnen - sie im stationären, ich im ambulanten bereich, wir haben gleiche ideale
standort niedersachsen, nähe hannover .... boma, ich müßte dich entwurzeln
bonanzaMARGOT - 18. Feb, 14:11

Und das auf meine alten Tage ...

Wenn's langsam wieder wärmer wird, und ich in Reiselaune bin, schaue ich gern mal vorbei.
lyrik undercover - 18. Feb, 14:16

gern, sehr gern boma ... und ich werde die tage zählen *smile*
bonanzaMARGOT - 18. Feb, 14:23

Also, dann bitte den Winterschlaf nicht verlängern, damit wir uns nicht verpassen.
SehnsuchtistmeineFarbe - 10. Okt, 12:41

vielleicht besuchst du ihn hin

und wieder mal dort. er würde sich sicher freuen.

lg
s.

Falkin - 17. Nov, 13:43

nein, Du hast nicht kläglich versagt. Du warst für ihn da, Du hast ihm Zeit und Aufmerksamkeit, Du hast ihm Dein Gehör geschenkt. Das war sicherlich ein wunder-voller Moment für ihn.

Das Leben besteht aus UmBrüchen. Das schmerzt im Moment, muss deswegen aber keine falsche Richtung sein. Meine Tante ist im Altersheim zu einer fröhlichen, unternehmungslustigen Dame gewandelt. Früher war sie mürrisch, eigenbrödlerisch und verbrachte die Tage allein Zuhause vor dem TV.

Lieben, beschwingten Gruß!
Falkin

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